Triathlon Rennberichte

6. Weltmeistersieg auf Hawaii – Reinhold Humbold 2015

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Zuerst möchte ich mich bei Euch Allen recht herzlich bedanken die mir für Hawaii die Daumen gedrückt haben und in den letzten Tagen ihre Glückwünsche per Telefon, E-Mail oder WhatsApp zukommen ließen.

Bei meinem 11. Start konnte ich zum 10. mal die von vielen Athleten so heiß ersehnte „Finishline“ zum 6. Mal als Erster der Altersklasse überschreiten. 2015 war für mich ein Jahr der Jubiläen in Bezug auf Triathlon.

1985 hatte ich meinen ersten Triathlon auf der Kurzdistanz in Karlsfeld, 5 Jahre später folgte dann mein erster Start auf Hawaii. In den 30 Jahren Triathlon kamen dabei über 200 Wettkämpfe im Triathlon und Duathlon auf der Kurz-, Mittel- und Langdistanz, mit  102 Meisterschaften von Bayern bis Hawaii zusammen,  bei  denen ich 64 x  als Erster das Podest verlassen konnte.

Vor 10 Jahre, 2005 war mein erster Altersklassensieg auf Hawaii in Rekordzeit der AK 55 in 9:47 der 7 Jahre Bestand hatte. In den folgenden 4 Jahren konnte ich dann in Serie 5 x gewinnen.

Die sechs Altersklassensiege auf Hawaii seit 2005 verteilen sich auf 3AK’s in der AK 55, 2 in AK 60 und jetzt 2015 der erste in der AK 65. Mein Langzeitziel, in jeder Altersklasse ab 55 mindestens 1 x auf Hawaii erfolgreich zu sein, habe ich bis heute erreicht und kann weitermachen. Die Qualifikation für 2016 ist ja mit dem Sieg in diesem Jahr wieder erreicht.

Dieses Jahr reiste ich 10 Tage vorher, am 29. September an um mir vor Ort den letzten Schliff zu holen.  Durch die Zeitverschiebung von 12 Stunden kommt man ja noch am selben Tag auf Big Island an und kann, wenn es auch spät wird, noch alle Vorbereitungen treffen, um am nächsten Morgen mit dem Training zu beginnen.

Nach kurzen Schlaf von 3 Stunden wurde gefrühstückt und gegen 10:00 Uhr am Alii Drive der 1. Lauf gestartet. Anschließend ging es mit dem Cabrio zum Highway, um ab Km 25 die Radstrecke die 65 km zum Wendepunkt nach Hawi abzufahren. Am Auto zurücklagen 130 km Radtraining hinter mir. Der erste Trainingstag wurde noch mit 1 Stunde schwimmen im Freibad von Kona beendet.

Am Abend war ich dann so müde, dass ich beim Abendessen auf der Terrasse einschlief, der Tagesrhythmus war damit gefunden. Für die nächsten 8 Tage lief mein Trainingstag relativ gleich ab.

Aufwachen bei Sonnenaufgang gegen 6:00 Uhr früh, langsames aufstehen bis 7:00 Uhr, Duschen, Badehose und Laufschuhe anziehen und mit Badekappe und Schwimmbrille ca. 3 km zum Schwimmtraining am Pier laufen. Eine Stunde schwimmen, der Pacific hatte angenehme 29° was das tägliche eintauchen leicht machte. Nach dem Schwimmen ging’s dann wieder ab und an mit einem Schlenker am Alii Drive von ca. 6 km bis 10 km laufend zurück zum Frühstück ins Apartment.

Nach dem Frühstück wurden die am Vorabend eingefrorenen Trinkflaschen und das Rad ins Cabrio gepackt und raus auf den Highway gefahren um mich mit dem heftigen Fallwind, dem Mumuko „anzufreunden“. Nach 60 bis 70 km war das Radtraining beendet und es wurde schon wieder Zeit zurück zum Apartment zu fahren die tägliche gebuchte Massage zu genießen.

Gegen 19:00 wurde das Abendessen gemacht, abwechselnd Fisch und Steak, Süßkartoffel und Sauerrahm, 1 bis 2 Erdinger Alkoholfrei und ein „normales“ Erdinger im Mix sorgten als gesunder Durstlöscher für den für ein gutes Gefühl im Magen und entspannten Schlaf. 

Ab Mittwoch vor dem Wettkampf war dann nur noch Schwimmen und lockeres Laufen angesagt. Der Freitag ist dann nach dem letzten Schwimmtraining reserviert für „Bike check in“ den ich gegen 14:00 erledigte, um dann früh im Apartment zu sein das Abendessen zu kochen. Nach dem Essen machte ich noch einen kurzen Verdauungslauf, um  den Stoffwechsel anzuregen und  früh ins Bett zu gehen und entspannt zu schlafen.


Samstag früh um 4:00 Uhr klingelt der Wecker, nach Duschen und einem kleinen Frühstück, Kaffee mit Toastbrot geht es dann im Laufschritt die 3 km zum Schwimmstart. Noch bei Dunkelheit vorbei an einer langen Autoschlange komme ich dann schon mit angeregten Puls aber stressfrei ohne Parkplatzsuche um 5:30 am Pier an wo schon reger Betrieb herrscht. Ein Großteil der Starter mit Begleiter tummeln sich bereits rund um den Schwimmstart. Für die Starter heißt es noch die Startnummern anbringen zu lassen und in der Wechselzone das Rad aufzupumpen, die Rad- und Lauftüten zu checken und Getränkeflaschen und Gels am Rad zu deponieren.  

Um 6:30 ist der Schwimmstart der männlichen Profis, 5 Min. später waren die Damenprofis an der Reihe. Danach begeben sich die über 2200 Agegrouper ins Wasser, um sich an der Startlinie den für sich idealen Startplatz zu suchen.

6:55 dann Startschuss, ca. 1800 männliche Agegruper kämpfen die ersten 300 m, um sich den nötigen Freiraum zu verschaffen und ihren Rhythmus zu finden. Ich starte seit Jahren immer von links außen in der 2., 3. Reihe um hinter den schnelleren Schwimmern den Wasserschatten zu nutzen. Dies ist mir in diesem Jahr besser gelungen und ich konnte mich auf der gesamten Strecke gut im Feld behaupten. Nach 1h und 19 Minuten, 5 Minuten schneller als im Vorjahr stieg ich aus dem Wasser, lief durch die Duschen zu meinen Radsachen um im Zelt meinen Triathlonanzug und Radschuhe anzuziehen und im weiten Bogen um die Wechselzone zum Rad zu laufen. Wegen der Chancengleichheit haben alle denselben Weg außen herum. Am Rad muss dann zuerst der Helm aufgesetzt und verschlossen werden, um die Wechselzone zu verlassen. Nach 1:25 startete ich mit dem Rad. Zuerst geht es ca. 5 km Richtung Süden einen längeren Anstieg hoch, dann in einer 90° Wende zurück zur Palani Road wo der Highway beginnt und noch 170 km vor mir liegen.  Die ersten 50 km auf dem HIGHWAY hatten zum Teil guten Rückenwind, hier gilt es voll zu fahren um den Schnitt nach oben zu bringen um später bei km 65, die 30 km vor dem Wendepunkt in Hawi mit 400 Höhenmeter gut zu überstehen. In diesem Jahr setzte 10 km vor Hawi starker Nieselregen und Wind ein, der sich bei der Abfahrt wieder gelegt hat. Die Hitze kam zurück und bei km 105 wo man wieder auf den Highway nach Kona einbiegt, kommt der Wind und der Schnitt geht weiter nach unten.

Gegen 14:15 und nach ca. 5:53 Radzeit erreiche ich die Wechselzone und wechsle auf die Laufstrecke. Die ersten 7 km auf dem Alii Drive Richtung Süden kann ich trotz Schwüle und Hitze einen Schnitt von 5:50 laufen zurück an der Palani Road beim Anstieg hat sich ein Muskelkrampf im Oberschenkel bemerkbar gemacht der mich zum Gehen zwang, um schlimmeres zu vermeiden. Oben angekommen brauchte es noch einen km bis ich wieder meinen Rhythmus laufen konnte, allerdings dann etwas langsamer.  Auf dem Highway Richtung Energy Lab geht es dann 7 km leicht aufwärts. Die Schwüle und die Sonne verlangen bei jeder Verpflegungsstelle die alle 2,5 km kommt kalte Schwämme über dem Kopf auszudrücken, Becher mit Eis in den Anzug am Rücken zu schütten und einen guten Schluck Cola oder Iso zu sich zu nehmen. Vor jeder 2. oder 3. Verpflegungsstelle muss man noch Energie aufnehmen die ich in Form von Gels, hochprozentiges Kohlenhydrat, zu mir nehme. Wichtig dabei ist es immer das vor der Verpflegungsstelle einzunehmen um Flüssigkeit nachzutrinken sonst gibt es Probleme mit dem Magen. Wirklich langweilig wird es nicht, wenn man alles berücksichtigen möchte. Essen und Trinken ist die 4. Disziplin, wird die vernachlässigt, findet man sich schnell sitzend am Straßenrand. Kurz vor dem Energy Lab bei km 28 wurde mir zugerufen dass ich an 1. Stelle liege. Zu diesem Zeitpunkt eine wichtige Information nochmal alle Kräfte zu mobilisieren, um den näher rückenden AK Sieg nicht mehr zu gefährden und wie im Vorjahr um 2 Minuten zu verpassen. Am Energy Lab geht es nochmal 2,5 km zum nördlichen Wendepunkt und dann wieder 2,5 km mit Anstieg auf den Highway auf die letzten 10 km leicht abfallend in Richtung Ziel.

Inzwischen geht langsam die Sonne unter aber es bleibt weiter Schwülwarm bei Temp. um 29°. Bevor es richtig Dunkel wird erreiche ich Kona wo der Highway beleuchtet ist. Wieder Angekommen an der Palani Road geht es zwar abwärts, aber das Ziel nur 400 m vor sich wissend führt die Laufstrecke noch mal 1 km weg vom Ziel runter zum Alii Drive und dann biegt man wieder rechts auf den Alii Drive in Richtung Finishline ein.

Auf den letzten 300 m wird man vom Jubel der Zuschauer förmlich ins Ziel getragen, geschafft … Glücklich und doch ganz schön fertig wird man von Helfern in Empfang genommen und bekommt in diesem Jahr einen Muschelkranz umgehängt und wird in den Startbereich begleitet.

11:53 waren dann der 1. Platz in der AK 65 und der 1333. Platz im Gesamtfeld von knapp 2400 Startern. Motivation genug um nächstes Jahr wieder dabei zu sein.

In diesem Sinne nach Hawaii ist vor Hawaii …

Aloha

Bild mit freundlicher Genehmigung von Redaktion | blog by triafreunde.com

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