Triathlon Rennberichte

Rennbericht Challenge Roth 2014 – Tom Stark

Es ist die 4. Challenge Roth und ich bin keineswegs müde, zumal ich mir vor dem Start auch keine Ausreden zurecht legen konnte und später darauf verweisen könnte.. Sprich, nicht wie letztes Jahr die 10 Wochen Laufpause im Mai/Juni, nicht die angeknackste Rippe vor 3 Jahren, nicht … Es sah mal so aus, dass ich mit knapp 1200 Laufkilometern und 4500 Radkilometern gut vorbereitet an der Startlinie stand. Diesmal hatte nur das Rad ‘nen (offensichtlichen) Schaden, an das Knarzen und Knacken im Tretlager konnte ich mich in der Vorbereitung kaum gewöhnen, das hat mich zum mehrfachen Zerlegen, Fetten und erneutem Zusammenbau des Rades gebracht. 

Mein erstes Finish unter 10 Stunden vom letzten Jahr verpflichtet, aber wie krass ist das, wenn du schon um 6.40 Uhr in den Kanal springen darfst? Direkt nach den Profis und die Mitstreiter sind alles mal so schnelle Jungs.. Ohoh, das kann was werden.

Das Schwimmen also an vorderster Front, geplant war nach den vielen Schwimmkilometern die 1-Stunde Marke zu knacken.. Was ich gefühlt auch geschwommen bin, aber anscheinend bin ich von der Ideallinie abgekommen und mehr geschwommen. Hatte auch mal ganz kurz Gegenverkehr, der Kollege ist auf dem Hinweg zur ersten Wende mal voll links an den Bojen vorbei.. So was macht wach! Dieses Jahr auch deutlich mehr Wind, die Heissluftballons standen am Boden und wackelten fröhlich hin und her. 
Schwimmausstieg klasse, so schnell habe ich mein Wechselbeutel wohl noch nie gefunden, noch auf’m roten Teppich und links vom Timo Bracht.. Zack umziehen und zum Rad, und erstaunlicherweise sofort gefunden, das läuft gut. Ich habe mich dieses Jahr so reduziert, dass ich mit ner Wechselzeit von knapp 1:30 min sehr zufrieden bin. 

Auf der Radstrecke kommen wir zur Sache, alles sehr übersichtlich, weil alle schnell hier. Das Knacken am Rad wird mein Begleiter bleiben. Dieses mal war auf der langen Geraden nach Greding beinahe frontaler Gegenwind, das hat ganz schön in die Beine und drückt den Schnitt. Kalvarienberg ist immer noch steil und dann kommt es hart.. 
Noch nie habe ich einen so frischen und unverbrauchten, lauten und engen Solarer Berg für mich gehabt. Vor und hinter mir nichts los, ich bilde mir ein, dass da auch kurz ein wenig Ruhe war und dann der Climb auf den Solar Hill .. 

What the Solarer Hill, what the Adrenalin

Brauche noch bis zur Wende Richtung Hilpoltstein zurück, um mich von dem Rausch zu erholen. Die Wattnadel mal eben locker über 330 Watt ausgeschlagen – viel zu dick, selbst für die erste Runde. Ziehe mir jetzt schon wieder ‘ne neue Flasche mit Iso und merke, dass die Wärme ihren Tribut schon jetzt fordert. 
2. Radrunde wird es ab Brücke Schwimmausstieg voll. Also nicht nur ein bisschen, sondern ich sehe mich eingeschlossen in einem Haufen Staffelstarter, die hier voll drücken. Aber fahren tun die wie Sau, ich fange an meine Position zu finden und muss immer wieder aus der Gruppe herausfahren, um nicht zu lutschen. Dennoch werde ich immer wieder aufgesaugt und reingesteckt.. Das geht mir mächtig auf die Nerven, beobachte auch wie die Leute das hier absichtlich tun, wo ich meine Klappe auch nicht halten kann und mich aufrege.. 
O-Ton eines Athleten: „Was regst du Dich denn hier auf, fahr einfach mit..“ – Wie bitte? Nein, das geht mal gar nicht.. Das ist nicht mein Rennen!
Ich reisse immer wieder aus und versuche die Flucht nach vorn. Das zieht mir schon sehr den Saft aus den Beinen. Am Kalvarienberg dann ein Kampfrichter auf dem Motorrad, ich suche wütend wie ich gerade bin das Gespräch.. „Das ist hier ja eine unmögliche Situation, die fahren alle im Peleton“.. und „was soll man da machen, das ist doch alles unfair“.. Seine nüchterne Antwort: „sind halt zu viele Starter, da kann man nix machen“.. 
Danke für das Gespräch, ich versuche mich hier mental abzulenken und mich auf Rennen zu konzentrieren. Allerdings wird das jetzt schwerer als gedacht. Und die Zeit rennt mir davon, ich merke schon, dass ich die Zeit vom letzten Jahr unter 5 niemals schaffen kann und mir auch die Kraft fehlt, noch in meinem 5:05-5:10h Korridor zu landen.

Wie komme ich jetzt wieder zu einer unterhaltsamen Story, um mich nicht in Ausreden zu flüchten? Genau, Laufen!

Gesagt, getan, endlich km 180 done! Etwas steif noch vom Radfahren kralle ich meine Laufschuhe und los gehts. Der Kilometerzähler läuft und bis zur Lände erst mal Ablenkung .. ich suche mein Schild. Das ist ein Schild von der Caritas-Aktion, die nach dem malen dann hier aufgestellt werden.. Und JAHA.. meine Kidds haben mit Sandra ‘nen tolles Bild gezaubert, das spornt an und ich sehe mich jetzt auf der Lände Richtung Schwand.

Juhu, jetzt kommt der Moment auf den ich mich mental wohl am besten vorbereitet habe, laufe an vielen Athleten, die hier zum Stehen kommen, vorbei. Klar ist das für mich anstrengend, aber es fühlt sich locker an. Zeitgefühl sagt mir, dass ich gut laufen, Uhr habe ich nicht, will ich auch nicht.

Km 13,5 in Schwand, jetzt sehe ich meine Ellies, das motiviert. Ich versuche hier alle Wassermöglichkeiten mitzunehmen, die es gibt. Mir ist vor allem warm am Kopf. Im Nachhinein weiss ich, dass ich für die 13,5km gerade mal ne Stunde gebraucht habe – mehr Pace als gedacht.
Jetzt im Gegenwind Richtung Lände links von einem Kreuzfahrt-Schiff begleitet, wenn ich mir diese Schnarchzapfen anschaue, die da auf’m Balkon sitzen, wie freue ich mich hier zu schwitzen und mich zu quälen.

Brücke auf der Lände, jetzt wird’s aber voll, oben ein RIESEN-Plakat für Felix, der wird hier mental angefeuert: „Kilometer 24, es geht den anderen 3500 Startern auch schlecht”.. Stimmt ;) Erster gefühlter Einbruch, habe schon über 2km keine Cola mehr bekommen, das zahlt sich auch. Km 26 an der Brücke, die man vier mal kreuzen muss, klar sind da viele, meine Familie wartet da auch.. 

Hauptsache gute Mine machen, nach der Brücke kannste ruhig „eingehen“.. aber jetzt geht es weiter, immer weiter. Die schwierige Stelle hinten im Wald, in guter Gewissheit, hier gleich bei km 31 zurück zu kommen.. Dann wieder die Brücke zum 2.. Werde mit Wasserpistolen beschossen, oh, das ist so lustig.. 

Zurück und die Füße werden .. ach was erzähl ich, bin wie ein Jungbrunnen und frisch stapfe ich weiter .. Innerlich tobe ich jetzt im Kampf, muss kurz anhalten und Arme zu den Füßen, alles fest. Dann die Brücke, jetzt fängt der Triathlon an! 

Jetzt feier ich die kleinen Milestones, bis zur Lände, bis zum Wald, bis zur Stadt.. Ach, diesmal muss ich nur kurz den Berg hochgehen, bekomme Szenenapplaus, als ich mich wieder aufrappel und dann stolzer Brust (und brennenden Beinen) weiterlaufe. In Roth Kopfsteinpflaster, auch das nehme ich mit, alles egal, jetzt will ich zum Ziel und die Medaille.

Kurz vor Eingang Ziel stellen meine Frau und Kiddies gerade Räder ab, sie haben sich verspätet.. aber die beiden kleinen rennen den Zielkanal, als ob es kein Morgen gibt und ich muss mich hier noch heran beissen.. Aber dann ist es wieder so schön, bin wieder fast am Weinen ..mein Finish.. meine Kiddies in den Armen.. Ellies auch schon da und meine Madame auch da, so muss Triathlon.. 

Danke Suse für Deinen Support und die vielen Stunden ohne mich, Danke Ellies für den Streckensupport, Kiddies – euch spritze ich auch bald nass ;)

Danke auch an alle, die mich für verrückt halten.. Danke für das Kompliment!

Bild mit freundlicher Genehmigung von Redaktion | blog by triafreunde.com

Tom

Seit 15+ Jahre Triathlet und begeisterter Triathlon Coach. Zu meinen Erfolgen zählt das Finish von über 15 Triathlon Langdistanzen, davon 8 mit einer Zeit von unter 10h. Ich habe zahlreiche Olympische Distanzen teilweise mit Top 50 Platzierungen oder den Sieg in der Altersklasse belegt.

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