Technik der Wattmessung und Kaufentscheidung
Leistung ist Kraft x Geschwindigkeit – die auf dem Rad erbrachte Leistung wird in Watt angegeben und ist der vergleichsrelevanteste Wert. Und gerade wer ambitioniert Radtraining wie wir Triathleten betreibt, kommt an einer Wattmessung fast nicht mehr vorbei. Denn beim Radfahren ist die Trainingssteuerung über den Puls nur bedingt aussagekräftig, auf dem Bike spielen die äußeren Faktoren wie Wind, Rollwiderstand, Steigung oder Hitze eine beeinflussende Rolle.
So etwa tritt die Reaktion der Herzfrequenz z.B. bei kleinen Anstiegen immer verzögert ein und ist keine verlässliche Größe. Wie viel Watt man allerdings tritt, ist dagegen ein zuverlässiger und zeitgenauer Wert. So sollte man beim Grundlagentraining und im Wettkampf, egal ob bergauf oder flach nahezu die gleiche Wattzahl fahren, um in den richtigen Trainingsbereich zu bleiben bzw. die richtige Wettkampfintensität zu halten.
Vorteile der Leistungsmessung auf dem Rad
Die Vorteile eines leistungsgesteuerten Trainings hilft Dir beim Triathlontraining auf dem Rad und Du kannst damit
- beim Grundlagentraining nicht überzocken,
- beim Schwellentraining exakt die Leistungsgrenze einhalten,
- dein Intervalltraining effektiv gestalten,
- schon kleine Trainingserfolge mit regelmäßigen Wattstufentest erkennen,
- und vor allem beim Triathlon-Wettkampf ein Übersäuern vermeiden.
Die Varianten der Leistungsmessung auf dem Rad
Wattmessung an der Kurbel
Durch die vom Sportler aufgebrachte Pedalkraft wird mit dem an der Kurbel angebrachten Kurbelstern gemessen. Dieses Verfahren existiert in der Art schon seit 1986, ursprünglich von Schoberer Rad Messtechnik (SRM) erfunden und patentiert. Die Wattmessung erfolgt über Dehnmessstreifen, welche die Verformung messen und so das Drehmoment bestimmen können. Aus der Höhe des Drehmoments und der Umdrehungsgeschwindigkeit der Kurbel wird hier die erbrachte Leistung berechnet. (Leistung ist Drehmoment mal Winkelgeschwindigkeit)
Wattmessung an der Nabe
Die Messung in der Hinterradnabe funktioniert prinzipiell gleich der Messung an der Kurbel, nur dass die Kraft nach der “Überführung” durch Kette und Ritzel auf die Nabe gemessen wird. Die Leistungsmessung in der Hinterrad-Nabe ist problematisch, da diese je nach Übersetzung in einem anderen Verhältnis zu Kurbel steht und die Messwerte gemittelt werden, so können Abweichungen auftreten. Verluste in der Kette / Ritzel können dort nicht (mehr) ermittelt werden.
Wattmessung im oder am Pedal
Beim Pedal wird die Kraft mit sogenannte Piezoelementen gemessen, die in die Achse integriert sind. Diese messen die Trittfrequenz und die Kräfte, die an der Pedalachse wirken durch die Messung der Pedalachsenbiegung während der gesamten Pedalumdrehung (= Druck und Zug).
Interessant ist die Möglichkeit, die rechte und linke Pedale getrennt zu messen. Der Radfahrer kann so seinen runden Tritt kontrollieren. Die Elektronikeinheit sitzt extern auf dem Kurbelarm und beinhaltet die einfach zu wechselnde Batterie.
Wattmessung über die Kette
Der Vollständigkeit halber ist der Versuch, die Wattmessung über die Kettenvibration zu nennen. Das System berechnet die Leistung über einen berührungslos arbeitenden Sensor, der am Unterrohr des Rades angebracht ist und die Kettenvibration misst. Das System (z.B. W.I.N.D. von Polar) hat sich allerdings in der Praxis nicht durchgesetzt. Die errechneten Leistungsdaten sind zu ungenau und störungsanfällig, des Weiteren sind die Geräte nur an denen vom Hersteller vertriebenen Uhren einsetzbar.
Messgenauigkeit der Leistungsmessung
Die Anzahl der Messstreifen spielt bei der Leistungsmessung eine eher untergeordnete Rolle, dafür aber im Anschaffungspreis. Bei Cycleops, Power2Max sind je 4 Messstreifen verarbeitet, bei SRM 8 und bei Quarq Cinqo-Saturn 10 Dehnmessstreifen.
Die Genauigkeit der Messung wird auf dem Rad von den natürlichen Auftreten von Stößen z.B. durch unruhigen Straßenbelag beeinflußt, dies ist besonders gravierend bei der Messung am Pedal. Dazu müssen dann per Software die Spitzen herausgefiltert werden, was die Hersteller vor die größte Herausforderung stellt. Nach Herstellerangaben liegen die Abweichungen der Systeme bei +/-2%, bei SRM sogar bis zu +/-1,5%, wobei in der Praxis oftmals von höheren Werten die Rede ist.
Kurbel, Nabe oder Pedal – Gewissensfrage?
Bei der Frage für welches System man sich entscheiden sollte, spielt natürlich die Art und Weise des Einsatzes eine Rolle.
Die Messgenauigkeit spielt bei Einheiten im oberen Wattbereich wie beim Intervalltrainings eine entscheidene Rolle. Möchte man bspw. an seiner gemessenen Schwelle von 240 Watt trainieren und die Abweichung beträgt mehr als 5%, dann würde das über den Bereich von 228 Watt bis 252 Watt hinausgehen und das Training würde nicht mehr im richtigen Bereich liegen.
Möchte man die Leistungsmessung gleich auf mehreren Rädern verwenden, so spielt der Montage-Aufwand eine Rolle. Ideal scheint hierder Wechsel des Hinterrades, allerdings ist die Nabe fest eingespeicht und man muss muss dann immer das selbe Hinterrad fahren. Der Wechsel der Kurbel ist schon aufwändiger und die Systeme auf den Rädern muss dann gleich sein. Ein Kompromiss im Aufwand scheint hier die Pedallösung zu sein, da man mit nur einem Werkzeug die Pedalen wechseln kann.
Wer nicht gerade das Material gestellt bekommt, für den spielt natürlich der Preis und damit das Preis/Leistungsverhältnis wenn nicht die entscheidendste Rolle. Als günstigster Einstieg sind die Leistungsmesser an der Kurbel von power2max und die an der Nabe von Cycleops zu erhalten, diese fangen im Bereich unter 1000 EUR an. Das Pedalsystem von Garmin und Nabensystem von Quarq im Bereich um die 1200-1300 EUR und im oberen Segment sind die Leistungsmesser von SRM ab rund 2000 EUR aufwärts.