Ironman Vichy Rennreport Tom Stark 2021
Jetzt liegt es also hinter mir, das 12. Ironman und damit mein 16. Langdistanzrennen! Ich bin jetzt doch irgendwie mehr als stolz, so war für mich persönlich nicht abzusehen, dass Rennen erfolgreich zu finishen, dazu später mehr.
Welch ein Zufall, der Triathlon in Vichy findet im Departement 03 – Allier in der Region der Auvergne-Rhone-Alpen statt. Eine landschaftlich reizvolle Region im Herzen von Frankreich. Die 6. Austragung des Rennens unter dem Ironman Label hat den Corona-Auflagen standgehalten und konnte seine Athleten und Zuschauer mit einem Ironman und Ironman 70.3 Triathlon voller Leidenschaft beglücken.
Mein Rennen begann schon am Freitag, nämlich mit der Jagd nach Eindrücken der Radstrecke, denn diese hat sich zu einem sehr anspruchsvollen Weg durch das östliche Hinterland gemustert. Hier schmeckt es nicht so wirklich nach diesen bekannten süßen Lutschtabletten, eher nach Salz und isotonischen Getränken, die man braucht, um die ähnlich vielen Höhenmeter (2400) wie beim Ironman Lanzarote zu bewältigen.
Ich bin beeindruckt, wie schön es hier ist, auf der Fahrt werde ich von 3 Bewohnern in den Dörfern und aus dem Auto angesprochen, und mir wird viel Erfolg für Sonntag gewünscht. Die Anstiege sind moderat, aber doch ganz schön lang, bin mir grade auch nicht sicher, ob das Triathlonrad die richtige Entscheidung wird. Auf den langen geraden und ruhigen Anstiegen aber durchaus, mit Tempo von 40+ km/h geht es da richtig flott durch geschmeidige Kurven. Die 80 km lange Probefahrt in meinem neuen Santini Triathlon Zweiteiler ging gut.
Samstag früh der Morgenlauf motiviert, an der Promenade sind schon die ersten Läufer des Ironman 70.3 unterwegs und ich hole mir hier schon Gänsehaut, beobachte Athleten, Kampfrichter und Zuschauer und fröne dem Rennfeeling.
Mein Renntag in Vichy
Für mich persönlich war der Renntag eine Herausforderung, nicht nur gegenüber dem sportlichen Anspruch des Triathlons, sondern vielmehr die Umstände bis hierher. Training mit meinem dauernd lädierten Knie, ein neuer aufregender aber zeit kostender Job und dazu noch die Coronabedingungen ließen schier nicht mehr als 20 km Laufen, 5 km Schwimmen und 200-300 km Rennradtraining pro Woche in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung zu. Von daher habe ich meine Erwartungen um ein vielfaches heruntergeschraubt und mir einfach nur einen schönen Triathlon gewünscht.
Daher wie immer: Ausreden habe ich vorher gesammelt und der Renntag kann kommen. Schwimmen, hätte ich mir nur mal gemerkt, dass der Start 15 min vor dem Sonnenaufgang ist, dann wäre eine helle Brille wohl sinnvoller gewesen, daher der Schwimmstart interessant, weil im Dunkeln ins Wasser und schauen, im Korridor der anderen bleiben. Die Strecke hier macht Spaß, einfach nur geradeaus parallel zum Ufer. Ich lasse mich einfach gleiten und es fühlt sich voll gut an, überhole auch viel, obwohl ich bei der Startaufstellung bei <1:06 stand.
Der Wechsel war gut, der Start auf der Rennstrecke ungut. Hatte einen Platten gleich nach der Startlinie. Die Zuschauer helfen mir beim Halten des Rades. Ich finde keinen Gegenstand oder das Loch, seltsam, wechsel den Schlauch, beim Aufpumpen bricht das Ventil ab. Cool, habe doch nur einen Ersatzschlauch! Ich schaue noch mal genau und probiere den Wechsel zurück auf den alten Schlauch – welch eine Magie, er hält und ich kann damit das Rennen fahren! Ok, jetzt mal los, die Zeit zählt und ich will meine Freunde an den Trackern ja nicht enttäuschen. Auf geht es mit Tempo 40+ bis zum ersten Anstieg, dann immer weiter und ich entspanne mich mental.
An den Anstiegen werde ich wie gewohnt rasch von anderen überholt, besonders der gefühlte Tour de France Bergfloh auf dem Willier Rennrad sticht mir ins Auge. Ich bemerke, dass ich ihn auf jedem Flachstück überhole. Die anderen Mitstreiter sind cool, einige 50-54 AK und auch 60-64 AK die um mich herum fahren. 2. Runde dann Regen, die Abfahrten mach ich noch vorsichtiger, mir ist bei 18 Grad Celsius auch etwas frisch. Meinen großen Respekt wieder ein mal den echten Rennrad-Freaks, die mich bei Tempo 50+ in der Abfahrt überholen und auf der Ideallinie auf und davon fahren.
6 Stunden sind es, also eine deutlich längere Vorbelastungszeit als bei meinen 5 Stunden Radsplits auf andern Rennen. Dann wechsel ich auf die Laufstrecke, ich gehe es ruhig an, denn ich will diesmal nicht schon wieder ab km 24 spazieren gehen. 2 runden bin ich mit einem 10 Jahre jüngeren Ironman Rookie unterwegs, ich ziehe ihn und eigentlich bin ich mit meinem 5 Min/km Tempo ganz zufrieden. Aber doch wieder ab der 3. Runde Gehpausen, diesmal aber vorrangig den schlecht trainierten Muskeln und dem angeschwollenen Knie geschuldet. Mich trägt er Zuspruch meiner Familie, Triathlon-Freunden und Trainingsgruppen und eben auch die Zuschauer hier, die mich wieder anlügen, wie gut das doch aussieht und was für eine fabelhafte Leistung das ist. Ok Leute, ich habe auch meinen Stolz, ich ziehe das durch und wir machen das! Ich kippe gefühlt den 20. Cola/Iso Mix herunter und ja, nach der 4. Runde bin ich hier auf der Finish-Line. Meine Tränen in den Augen sieht keiner unter meinem Strahlen im Gesicht und den Stolz in meiner Brust, hier zu sein.