Nun war es soweit, ich beendete die erste Ironman-Weltmeisterschaft über die Langdistanz. Und das war eine Fahrt mit vielen Unsicherheiten.
So war die Anmeldung für Kurzentschlossene: knapp 15 Wochen vorher im kalten München habe ich mich mit meinen Freunden entschieden und gebucht. Hinweis: Ohne Sie hätte ich es vielleicht noch einmal überdacht, aber ich wäre wahrscheinlich trotzdem gegangen.
Etwas Besonderes ist die Fahrt nach St. George in Utah mit dem Fahrradkoffer, ein Upgrade für den Jeep, um dann gemütlich mit Panoramadach durch die Gegend zu tuckern. Die Race Pre-Week war wirklich schön, alles war viel kleiner als erwartet, und es war auch in der Stadt mit den verschiedenen Spots verteilt. Athleten-Check-in und Expo waren mitten in der Stadt, wo auch die Athleten-Parade im kleinen Kreis stattfand.
Das Dixie Convention Center eignete sich dann ideal für das spektakulär inszenierte Begrüßungsbuffet und Race Briefing. Eröffnung mit den typischen Aloha, hawaiianischen Tänzen und dem Segen des eigens eingeflogenen Stammesältesten aus Hawaii. Außerdem eine gute Gelegenheit, die Bosse wie Andrew Messick, Bob (Breakfast with Bob) und die Stimme von Ironman, Mike, kennenzulernen.
In sportliche Stimmung kam ich beim Radfahren, als ich die ersten Touren durch den Snow Canyon machte und auch „nur“ nach Arizona fuhr. Landschaftlich ein Wüstengebiet mit vielen Überraschungen, nicht nur die Vegetation mit Kakteen, Kolibris und tollen Steinen, sondern auch die rauen Wetterbedingungen, die sich hier schnell ändern können. Sandsturm, pralle Sonne, wechselnder Wind (natürlich immer Gegenwind).
Wie Bob so schön sagte: Du kannst dich nun über die Berge, das Wetter, die Wassertemperatur beschweren … oder eben NICHT!
Das Rennen in Utah
Wie bereits erwähnt, waren meine Erwartungen gering und genauso habe ich das Rennen auch gestaltet. Meine Schwimmzeit mit 65 min in 15 Grad kaltem Wasser war gut, hatte der erste Teil der Schwimmstrecke schon die Herausforderung, die Atmung irgendwie rhytmisch und in den flow zu bekommen, denn ich hatte schon irgendwie mit der Aufregung, Kälte, grelles Sonnenlicht von vorn und Orientierung zu tun.
Der Radteil war außergewöhnlich gut, ich meine, auf den ersten 100 km lag mein Split bei über 35 km/h. Der hügelige Teil war so schön, tolle Straßen, sehr faire Mitstreiter und ich selber habe mich nicht gestresst. Nach km 120 ging es aber eigentlich erst los, da kamen die Berge, der Wind, die hohe temperatur. Es war schon episch, die letzte Steigung nicht mehr ganz taufrisch des Snow-Canyon zu erklimmen, dort stand die Hitze und oben angekommen, freute ich mich auf die Abfahrt Richtung Buff Street in die Stadt. Bin mit einem knapp 31er Schnitt entsprechend meiner Vorbereitung zufrieden.
Bein Einstieg in die Laufrunde war nach der ersten Meile Stop and go angesagt. Mein Zustand war schlecht, ich war erschöpft und mein Kreislauf spielte bei dieser Temperatur nicht mit. An jeder aid station versuchte ich mit Eis zu kühlen und mit Energie zu versorgen. Letztlich aber war ein ein Sterben auf Raten, die schwierigste Situation nach der ersten Runde, so in stimmung wie The Walking Dead, dann in die nächste Laufrunde zu starten. Aber, ich war nicht allein.
An jedem gewöhnlichen Rennen hätte ich quittiert, doch die innerliche Motivation, der Zuspruch der Zuschauer, die ein förmlich positiv unterstellten, wie gut man das mache, konnten mir dann die Kraft geben, zu finishen.
Meine größte Hochachtung allen, die hier das Rennen in normaler Manier bestritten haben. Ich habe mich zum Schluss durchgebissen und lag immer noch im Mittelfeld. Voila … Ironman, Klappe die 18.
Als ich die letzten Tage gefragt wurde, was meine Motivation für diese „Sache“ ist … kurz gesagt, ich mache es aus meiner persönlichen Überzeugung, Dinge zu erreichen, gerade weil das in der Form auch nicht käuflich ist – nicht für Geld, das läßt sich nur erarbeiten. Du kannst dir außergewöhnliche Dinge kaufen, einen professionellen Trainer engagieren, aber nicht um alles in der Welt, einen Ironman finishen.
Tom Stark, 2022 Utah