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Rennbericht Einstein Triathlon Ulm Tom Stark

Es gibt Triathlon Rennen, die man “spontan und mal eben” in seinen Rennkalender aufnimmt. Damit hat man den Anlass gefunden, die Stadt zu besuchen, durch die man sonst nur Transit reist. Am Tag X fragt man sich, ob man nicht einfach nur die Stadt hätte besuchen sollen, hier in Ulm ist es wirklich nett und schönes Wetter dazu. Jetzt wieder ein bisschen herausfordern und quälen? Lust auf eine Mitteldistanz habe ich eigentlich immer! .. und am späten Samstag Nachmittag werde ich wieder aufgesaugt von der besonderen Stimmung eines Triathlonrennens. Hier wollen alle einfach nur schön in der Donau schwimmen, auf dem Rad ungestört in der Gegend herumdüsen und ungebremst durch die Altstadt rennen.

Dann kommt also in der Früh der Bus-Shuttle und lädt ein zur Stadtrundfahrt mit Gleichgesinnten – Kaffeefahrt wird das wohl nicht, alle in der typischen Sportkleidung und Thema eindeutig “Tiefstapeln Triathlon”.. Kaufen muss man nix und ausgeladen wird man direkt am Schwimmstart.. Die Moderatoren spielen noch seichte Musik und man hört einige Athleten zu “Och, Ironman Frankfurt.. Den Embruman würde ich auch mal machen .. letztes Jahr war hier mehr wasser drin.. ” .. Und der Veranstalter warnt davor, am Rand mit einem Kopfsprung zu starten, ist eher nur 20 cm tief.. In der Mitte jedenfalls ist genug Wasser drin und hat auch eine gute Strömung – beim Einschwimmen kann man hier locker GA1 auf der Stelle schwimmen .. Stelle mich in der 2. Reihe auf und überlege, wie das wohl günstig ist, auf dem Luftkissenteppich zu starten. Kopfsprung und Brille, mh, hinsetzen? Jedenfalls geht es los und die ersten springen davon und das rappelt so was von auf dem Kissenboot – zack mit Füßen zuerst drin. Oh mein gott, bitte lass die Jungs oben nicht auf mich draufhüpfen.. Ne, alle sind umsichtig und ich komme weg.

Jetzt klebe ich an der 2. Gruppe und habe eine schöne Stadtbesichtigung vom Wasser aus – imposant, bin doch aber nicht zum Spaß hier?! Doch, zum Triathlon-Spaß und deshalb fange ich an, nach und nach in der Gruppe vor zuschwimmen. Die Donau wird gefühlt immer breiter und am Ende der Schwimmstrecke ist der Ausgang ja links, wieso schwimmt die Gruppe fast ganz rechts? Je mehr ich mich das frage, starte ich den Versuch und breche aus, also gefühlt schwimme ich nun auf der Ideallinie und befinde mich zirka 30 Meter links von der Gruppe .. Nach vielleicht 200 Meter schwimmen mir doch die Neopren verpackten rechts vorne weg? Ok, war vielleicht nicht so gut die Nummer und ordne mich wieder rechts ein. Wenigstens hab ich es probiert, jetzt kann ich von hinten das überholen noch mal üben. Letztlich kommt dann doch der Schwimmausstieg und es empfangen die Helfer der DLRG an der Treppe – auf zum Wechsel.

In der Halle Beutel schnappen und mal entspannt barfuß laufen auf Teppich, nä, das ist ja wie Kaufhaus hier! Auf die Radstrecke – die ersten 10 km springt die Wattnadel mal wieder zu weit rechts und ich rausche mit Tempo zum ersten Berg. 

* Break * Nein, die Story verläuft jetzt nicht geradlinig zum Ziel * Break *

Jetzt wundere ich mich über die merkwürdige Kurvenlage, noch 2 km und ich weiß, hier ist was im Eimer – ein Plattfuß droht. Im Idealfall nehme ich mein Pannenspray und weiter gehts. Sensationell, wie man es immer schafft, im Wettkampf wie ein Trottel dazustehen – die Kappe vom Pannenspray ist in den letzten Jahren wohl abgerutscht und man drückt sie wieder drauf – und eine Fontäne mit Dichtschaum sprießt hervor, die Hälfte auf die Hände, die andere auf den Boden.. Irgendwie drücke ich das Zeug in den Schlauch – und es zischt nach dem Einpumpen nochmal?
Nach 300 Meter erreiche ich den Anfang der Bergwertung – und stehe, weil das Hinterrad komplett platt ist. Und es stehen mehrere hilfsbereite Zuschauer da und wollen helfen..

Lagecheck: 15 km gefahren, Platten ohne ersatzschlauch. Puhhh.  

Die wirklich hilfsbereiten Anwohner ziehen los und suchen mal ‘ne Luftpumpe, telefonieren ihre Verwandschaft ab, ob jemand in der Nähe nen Schlauch mit langen (80er) Ventil hat.. und ich überlege am Plan B – Flicken! Ha, na klar, habe zwar kein Flickzeug aber es könnte ja jemand so was haben. Schlauch ist draussen und ich habe das Ventil in der Hand? Tja, das war es wohl. 
Jetzt auf die Verzweifelte: Ich stehe mich Schlauch in der Hand “bettelnd” am Aufstieg und frage einzelne Fahrer mit erkenntlich hohen Felgen nach Ersatzschlauch. Oh mann, hier fahren aber viele Scheibe!! Gut, dass hier der Berg ist, da hat man Zeit zu schauen. Und er kam, der Retter, Startnummer 91!!

Jetzt kommt’s – aufpumpen mit Pumpe im Wettkampf kann jeder – ich werde von einem Anwohner mit in seinen Hof genommen (man bemerke, ich renne ja mit Klapperschuhen und Helm herum) und er schmeißt seinen Kompressor an – mit dem er wohl sonst Traktorreifen aufpumpt – der Reifen ist blitzschnell prall, gefühlte 12 Bar voll, Hammer!

Beim Rad anmontieren kommen auch die anderen Helfer mit Luftpumpe.. Ich bedanke mich herzlich und mir wird auch der alte Schlauch zum entsorgen abgenommen, was soll ich sagen.. DANKE liebe Ulmer, das war ganz große Klasse.
Jetzt wollen die mich alle noch anschieben, hääh.. jetzt erst mal wieder .. den Berg hochdrücken und sammeln.

Nach zirka 20 km bedanke ich mich noch mal bei meinen Retter und das Rennen geht weiter. Jetzt ohne große Absichten, das Rennen geniessen und GA2+ drücken. Auf der 2. Radrunde winke ich meinen Helfern an der Bergwertung…

Laufen: Ich finde besonders die 1. und 3. Runde hart, mental sowie körperlich. Rhythmus habe ich in Runde 2 gefunden, Die Strecke verläuft herrlich neben und auf der Stadtmauer. Mit einem 4.15er Pace genieße ich es, Athleten einzusammeln und lasse mich durch die schnelleren Athleten, welche meist mit Führungsfahrrad ausgestattet sind, ziehen und motivieren.
Gut, auf der 4. Runde komme ich in meine rote Zone, jetzt habe ich voll Bock zu rennen und ziehe auch an der 2. Frau vorbei, der Typ auf dem Fahrrad schaut mich erstaunt an und motiviert mich mit  “das sieht ja richtig stark aus” .. und ich komme ins Ziel mit jeder Menge positiven Emotionen.

Ich decke mich ein mit Seeberger Edelnussmischung – meinem perfektes Finisheressen! Und mal richtig lässig, im Leichtathletikstadion von Ulm stelle ich mich in das Wasserbecken des Hindernislaufes – großartig!

Bild mit freundlicher Genehmigung von Redaktion | blog by triafreunde.com

Tom

Seit 15+ Jahre Triathlet und begeisterter Triathlon Coach. Zu meinen Erfolgen zählt das Finish von über 15 Triathlon Langdistanzen, davon 8 mit einer Zeit von unter 10h. Ich habe zahlreiche Olympische Distanzen teilweise mit Top 50 Platzierungen oder den Sieg in der Altersklasse belegt.

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