Tom's Triathlon Blog

Ironman Hawaii World Championship 2024 – Rennbericht Tom Stark

Die Vorbereitungen für den Wettkampf waren intensiv, und jeder Athlet brachte seine eigene Geschichte mit auf die Insel. Während die Sonne am Horizont aufging und die Wellen sanft gegen die Küste schlugen, spürte ich die Nervosität in der Luft. Die Energie der teilnehmenden Triathleten war spürbar – ein aufregendes Gemisch aus Vorfreude und Anspannung.

Der Schwimmstart näherte sich in Startwellen, die nach Altersklassen gegliedert waren. Die Profis starteten mit dem Knall der Kanonen ins Rennen, was wirklich beeindruckend war; auch der Hubschrauber schwebte über uns und wir waren uns bewusst, dass Millionen von Zuschauern über die Livestreams zusahen.

Währenddessen wagten sich die ersten Startgruppen ins Wasser, und wir erreichten in der Welle 8 gerade den Startbereich, als die Spannung ihren Höhepunkt erreichte, denn die Profi-Athleten wechselten in die T1. Ich hatte das Gefühl, wir befänden uns in einem aufregenden Sprintwettbewerb, da die Profis um jeden Zentimeter kämpften. Während ich zusah, hörte ich: “Nächster Start in 5 Minuten” – also schnell ins Wasser! Tatsächlich waren es bis zur Startlinie im Wasser noch etwa 150 Meter. Jetzt hieß es, flott zu positionieren! Der Start – vorbei an den Paddlern, hinein ins Getümmel, einige Hände links und rechts, ein Wirbel und die Bojen im Blick behalten. Diesmal war die Orientierung besser; beim Schwimmtraining zuvor waren die Bojen durch die Wellen nur schwer auszumachen. Doch plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz am Hals, als hätte ich einen Schnitt oder tiefen Kratzer erlitten; das Salzwasser machte es nicht angenehmer. Später stellte sich heraus, dass dies das Brennen nach einer Begegnung mit einer Qualle war. Auch Tage später ist die Stelle noch sichtbar.

Das Schwimmen verlief gut; immer in Richtung der Bojen wurde es eng, dann weitete es sich wieder. Das Schönste beim Schwimmen ist der Moment, wenn man so weit zurückkommt, dass man die Zuschauer und den Sprecher hört – und schon war ich aus dem Wasser! Ich schaute auf die Uhr, wow, 1:04h – viel schneller als erwartet und das motiviert ungemein!

Rad

Der Wechsel aufs Rad, jetzt geht es erst mal nach Süden, dort sortieren. Weil es recht viele Athleten gibt und mit Wendepunkt und Kurven mache ich erst mal wirklich locker. Der Aufstieg in der Palani Road, mega feeling, super Musik und Stimmung…

Der Umstieg aufs Rad, jetzt geht’s erst einmal gen Süden, wo wir sortieren. Da es eine Menge Athleten gibt und ich mit Wendepunkten und Kurven zu tun habe, gehe ich es zunächst ganz entspannt an. Der Anstieg auf der Palani Road, einfach ein fantastisches Gefühl, super Musik und eine großartige Stimmung…

Auf dem Queen’s Highway versuche ich gleichmäßig und kraftvoll zu treten, bleibe aber bei etwa 220-230 Watt in der Momentananzeige. Da ich weiß, was noch bevorsteht, konzentriere ich mich hier eher auf die Aerodynamik. Dann kommen all die vertrauten Stellen aus dem Training, der Wind ist flach, alles bleibt unter Kontrolle. An der Brücke, wo es später nach Hawi geht, geht es flott zur Sache und die Bumps (Schlaglöcher oder Bremshügel) kommen dort sind ziemlich überraschend und hart. Interessanterweise liegen hier viele Aero-Flaschen verstreut – scheint, als wäre das nicht die beste Wahl gewesen 😂. Ich bin froh über mein Trinksystem, das sitzt fest.

Beim Aufstieg nach Hawi wird es lebhafter und ich hänge quasi ständig an meinem Trinkschlauch – wow, das wird wirklich heiß. Und dann erreiche ich wohl den berühmteste Wendepunkt im Triathlon: Jetzt sind es nur noch knappe 80 km, yes! Die Bergpassage runter, jetzt wird’s schnell – der Tacho schlägt bis 70km/h und die Windböen sind ordentlich. Ich bleibe weitestgehend in der Aeroposition.

Die letzten 50 km sind von Gegenwind geprägt – ziemlich unangenehm. Die Highlights entlang der Strecke sind die Verpflegungsstationen – so toll, wie sie einen unterstützen. “I love you boys!” schallt mir immer noch im Ohr, dann stehen schon die letzten Kilometer Richtung T2 an: Vorfreude, Respekt und Ungewissheit, ob das mit dem Laufen klappen wird.

Radstrecke Ironman Hawaii Raceday – die letzten Kilometer geht es gefühlt bergauf, mit Hitze und Gegenwind.

Wechsel

Während dem Einparken in der T2 habe ich irgendwie das Gleichgewicht verloren und bin mal eben krachend in mein Rad (oder das Rad in mich?) gefallen. Bämm, der hat gesessen! Schon habe ich mir die Hand aufgeschrammt und war einen Moment lang geschockt: Ist das Rad heile? Ein kurzer Schmerz durchzuckt meine Achillessehne, denn das Kettenblatt hat seine Spuren hinterlassen und ein wenig Blut ist geflossen. Im Wechselzelt habe ich mich dann geordnet; letztendlich waren es nur ein kleine Kratzer. Watsch, ich bekomme schnell ein kühles Eistuch auf den Nacken gelegt – die Unterstützung durch die Helfer war einfach klasse!
Ich habe einen Rekord gebrochen, erstmals 10+ Minuten in der Wechselzone verbracht, aber das neue Stirnband für die Kühlung anbringen und mit Mineralcreme vor Sonne schützen, ist mir hier wichtiger als Sekunden zu verlieren.

Laufen

Endlich Laufen, die Angstdisziplin. Kurzum, nach 10 Wochen Laufpause und lediglich Laufband war ich jetzt sehr introvertiert, höre in meinen Körper hinein, wo es anfangen wird weh zu tun. Ein Glück, es sind nur die Muskeln die wehtun und die paar Schrammen, stabil!!

Ich nehme jede Verpflegung mit, abkühlen um jeden Preis. Die Amis haben ja eine Vorliebe für Eiswürfel, auch hier, wirklich kiloweise davon und eine Helferin hat so einen Eimer mit Eiswürfel und Wasser und fragt ob ich das in mein Trikot auf den Rücken möchte. Gesagt, getan! Brisk!! Und beim Weiterlaufen dann das Dillemma mit dem Einteiler, jetzt rutscht die ganze Pracht nach unten und Leute, das ist mir zu kalt da! Stehe an der Laufstrecke und versuche die Eiswürfel aus meinem Schritt zu holen, wie lustig (für die Zuschauer).

Und dann läuft das Laufen, bringe meinen Pace nach jeder Aidstation wieder in Schwung, die Strecke nach Süden ist mit vielen Zuschauern und guter Stimmung versehen. Dann geht es wieder auf den Q’Highway, bei km 15 ist es diesmal alles ruhiger, ereignisarm. Man sieht die Meilen vor sich liegen, die letzten Radfahrer kommen auf der Radstrecke rein. Dann der Kilometer 22, Abwechslung, links geht’s in das Energielab. Ich habe hier eigentlich die volle Dröhnung Hitze erwartet, aber da es Wolken und in der Ferne etwas Regen gab, war es hier nicht wirklich anders. Auch die erwartete Fußbodenheizung (aufgeheizte Lavasteine) war nicht so warm.

Hin und her, vor und zurück, Energielab bei km 28 verlassen. Zurück auf den langen Highway. Da ich ja schon über ne Stunde nach dem ersten Start los bin, ist es schon spät und der Sonnenuntergang naht. Die ersten Läufer kommen mir mit so lustigen Leuchtbändern um den Hals entgegen, ich bekomme keins, bin ja schon auf dem Weg in die Stadt.

Auf der Palani Road, noch eine 5 km Schleife, mir geht es gut, habe zwar an Schrittlänge verloren, aber meine Zuversicht ist da, das Rennen ohne Walkpausen zu schaffen. Und ich kann gar nicht mehr anhalten, ich freue mich schon auf das Finish, Hände abklatschen, die Leute bejubeln einen und dann ist sie da, die Finishline!

Yes, yes, ich komme ins Ziel und es stellt sich so ein wunderschönes Gefühl in mir ein von Leichtigkeit, Erfüllung und ein Gefühl der Bestätigung in einem. Eure großartige Unterstützung, die zu diesem Moment führte, bedeutet mir die Welt. 💖

#HawaiiMemories #RaceDayFeels #GratefulHeart

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Redaktion | blog by triafreunde.com, Edward Esmao, Cody Yamaguchi, NIFTYFIFTY und bendy

Tom Stark

Seit 20+ Jahren Triathlet und begeisterter Triathlon Coach. Zu meinen Erfolgen zählt das Finish von 21 Triathlon Langdistanzen, davon 8 mit einer Zeit von unter 10h und dem erfolgreichen Finish beim Ironman Hawaii 2024. An zahlreichen Olympische Distanzen und Mitteldistanzen teilweise mit Top 50 Platzierungen oder den Sieg in der Altersklasse belegt.

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