Toms Triathlon Blog

Ironman 70.3 Turkey

Jetzt ist es aber wirklich an der Zeit, mal wieder einen Tom'sches Triathlon Rennbericht vom Stapel zu lassen, und euch diesmal mit auf die Triathlonreise in die Türkei zu nehmen. Aber Halt, ist die 'normale' Triathlonsaison zum Ende September oder nicht spätestens nach Hawaii für die meisten europäischen Triathleten schon lang vorbei? Was ist schon normal! Hier ist doch klar eine gewisse Logik in der Saison zu erkennen: Mitteldistanz – Langdistanz – Langdistanz – Mitteldistanz Ironman 70.3 Turkey. Das Angebot an Triathlonrennen in Europa weitet sich ja stetig aus und somit ist es fast jeden Monat ein Mittel– oder Langdistanz möglich.

Frankfurt, Italien ..

Mir war nach den beiden wackeligen Ironman Rennen des Jahres in Frankfurt und Italien nicht nach versöhnlichen Worten und schon sehr kurz nach den Rennen, saß ich entweder schon wieder auf dem Rad oder überlegte beim Laufen, was ich die Saison noch anstellen werde. Da war ich beim Ironman Italien wohl auch schon nahe an meiner Hochform. Mit einem 38+ Schnitt auf der Radstrecke hat mir der Platten bei Radkilometer 50 schon viel Zeit gekostet. Das Glück war ja dennoch auf meiner Seite, da ich den einzigen technischen Radsupport direkt neben mir hatte. Mein Gott, habe ich mich denn so dilettantisch angestellt, hier 'nen Platten zu fixen? Eigentlich habe ich dem Helfer gleich signalisiert das alleine zu richten. Er sieht die Schadstelle am Reifen und wiegelt ab und fängt sofort mit der Reparaturübernahme an. Ok, dann suche ich mal eifrig nach Material, um den Reifen von innen zu überkleben und mich so sicher über die restlichen 130 Kilometer zu retten. (@Henrik, habe Dir gut zugehört!) Nach dem professionellen Werk des Helfers, will ich doch wenigstens selber Aufpumpen. Stehe dann etwas mitleidig mit meiner neuen Zefal Mini CO2 Pumpe, die keine Luft rauslassen will. Wie Panne ist das denn?! Im Nachhinein checke ich die richtige Funktionsweise, aber hier kostet mich die Nummer bestimmt noch mal 2 Minuten, der Helfer kramt schnell nach seiner eigenen Pumpe und ich mache mich ans einpacken.
Ich komme mit meinen 6 Bar nicht mehr wirklich an meine sub-5 Stunden Zeit auf dem Radkurs. Wie schon in Frankfurt geht beim Laufen nix. Enttäuscht trabe ich ins Ziel und bin willens, beim nächsten Rennen zu zeigen, was geht.

Motivation für das nächste Rennen, genau. Jetzt erst recht!

IM 70.3 Türkei

Wieso ich nach den Rennen immer so schnell wieder fit und Willens war, kann ich nur bedingt erklären. Körperlich jedenfalls sehe ich mich mit meiner vegetarisch, basischen Ernährung bestens regeneriert und mit der richtigen Energie betankt. Danke hier an der Stelle meinem Sponsor P. Jentschura! Mental jedenfalls sehne ich mich nach einem Erfolg im Sinne einer entsprechenden Zeit im Bereich der 9:30 h auf der Langdistanz. Körperlich und physisch möchte ich zumindest mal wieder an meine obere Leistungsgrenze kommen.

Gesagt getan, ich fasste den Entschluss, mich nochmals unter dem “Swim Start” Bogen beim Ironman 70.3 Türkei einzureihen. Damit verbunden war ich den ganzen Oktober noch fleißig Intervalle auf dem Sportplatz laufen und mindestens 2 mal die Woche auf dem Rollentrainer. Dort habe ich mich mit meinen neuen, wunderbaren Rollenprogramme malträtiert. Und da der Sommer nicht aufzuhören schien, konnte selbst im Oktober in München noch einiges an outdoor Radkilometern gesammelt werden. Hier auch spezieller Dank an die Wiederkehr von Pacemaker Christian, tut gut!

Um es vorweg zu nehmen, auch 4 Tage nach dem Rennen lässt sich anhand meinem permanenten Appetit und dem erhöhten Schlafbedürfnis gut ablesen, die obere Leistungsgrenze gestriffen zu haben.

Da das Rennen ausschließlich für Agegrouper, also ohne Profis und den ganzen Medienrummel, hat sich der Veranstalter dennoch ein gewisse Inszenierung ausgedacht. Einen kleinen Massenstart, für all die Athleten mit einer anvisierten 4:30h Zeit! Nix hier mit anstellen und nach und nach in den rollenden Start kommen, hier dürfen sich alle gleichzeitig wieder um das Erreichen der ersten Bojen kloppen. Im Nachhinein halte ich die Variante nicht für die beste Idee für mich, denn schon nach ein paar hundert Metern, habe ich so viel von dieser Salzlake geschluckt, dass mir ganz anders wurde.

Egal, Motivation ist, irgendwie beim Schwimmen durchzukommen und ertragen, dass die schnellen Schwimmer von hinten einen aufschwimmen. 31 Minuten sind nicht berauschend, mit einem schnellen Wechsel hier aber kein Grund eine langsame Zeit zu rechtfertigen. Auf das Rad schwingen, den komplett flachen und windarmen Kurs angehen. Nach dem Tracker auf ironman.com fahre ich gerade einen 42+ km/h Schnitt auf die ersten 25 km, das fühlt sich aber auch sau schnell an. Die Starter hier vorrangig russischer und türkischer Nation, fahren absolut fair. Hinter mir und gegenüber auf der Rückfahrt sind schon einige 20er Pulks, mir egal, ich drücke, um wegzukommen.

Erste Runde: 40er Schnitt! Von wegen Eigenlob, ich nenne es Motivation:

Gut gemacht Tom. keep pushin'

Jetzt kommt Thermik auf, das macht sich dann auf der zweiten Hälfte total bemerkbar und auch die Einteilung meiner Kräfte ist gut, die Kadenz und die Power schwinden zum Ende hin, alles richtig gemacht. Sehr schneller Wechsel, jetzt das Ding nach Hause bringen. Auf der Laufstrecke wird es warm. Die Sonne ballert von oben, wenig Abkühlung und die Uhr piepst bei km 1 – 4:01 min/km. Kann passieren, muss man jetzt nicht genau nehmen. Kilometer 2 und 3 aber wieder mit 4:03 min/km Schnitt. Jetzt fange ich an, rückwärts zu zählen.

Es sind genau 3 Runden, liegt mir. Immer auch eine gegenläufige Strecke, man sieht sehr gut, dass die anderen auch kämpfen.

Ätsch, ich bin vor Euch und habe auch ein Band mehr :)

Jetzt die Rundenbänder sammeln und schon bin ich auf meiner letzten Runde, die Laufstrecke wird voll. Auswärts führt die Wettkampfstrecke bis zu einem Wendepunkt, da spüre ich von hinten einen Athleten auf mich auflaufen. So ein klassischer Wadenbeisser, der nicht loslassen will. Gut, jetzt fängt das Spiel an. Mir wird's so langsam klar, heute läuft's und ich habe noch genügend Energie.
Vorne laufe ich nun teilweise Zick-Zack Kurs, knapp an 2 Läufern vorbei, um es den Hintermann die Verfolgung schwer zu machen. Kilometer 18, er ist noch dran. Jetzt wird es spaßig. Auch wenn ich jetzt im Ziel umfallen werde, das wäre es mir wert und ziehe das Lauftempo an und werde immer schneller. Die Verpflegungsstelle gekonnt ausgelassen und lange Schritte, jetzt entsteht so was wie Luft hinter mir ..

Es ist eine Art Entfesselung, ins Ziel zu laufen, keiner hinter mir, vorne warten alle und knipps, knipps.. High Five mit dem Moderator “This is Thomas Stark, from Germany” und bähm.. Finish!

Vorgenommen hatte ich mir als Minimum eine sub-4:30 h Zeit, optimalerweise und als Prognose vom Roy stand die 4:20 h Marke. Nun, mit 4:19 h habe ich auch meine beste Erwartung übertroffen. Danke hiermit an meinen Verfolger, der mich wahrlich gepushed hat und mir eine dicke Portion gute Stimmung verpasst hat. Und besonderen Danke an meine beiden Supporterinnen, Ida und Anja, ihr habt mir das nötige Vertrauen gegeben!

Bemerkenswerter Anblick der vorläufigen Ergebnisliste, ich habe genau 1 Sekunde Vorsprung vor dem 13. Platz. Platz 12 meiner AK, Platz 56 gesamt von über 1700 Athleten. Der Wunsch, in den Top-10 meiner AK zu kommen, nur um Haaresbreite verpasst, erscheint mir im Moment nicht mehr so wichtig.

Qualifikation Ironman 70.3 World Championship

Schön bei einer Mitteldistanz ist, das Rennen und die Award-Ceremony am gleichen Tag zu haben. Am Abend frisch geduscht zur zweiten Wechselzone, das Rad holen und mal schauen, wie die Ceremony so ist. Eine wirklich beeindruckende Kulisse.

Nach der Siegerehrung kommt es zur Slotvergabe, ich rechne in meiner Altersklasse mit, dass bei 7 Plätzen, ja nur 5 nicht annehmen müssen, damit ich eine Chance hätte. Der Moderator ist bei Aufruf 10 durch und dann:

last slot in this agegroup 40-44,
Thomas Stark

Ihr könnt euch denken, wer da laut YES gerufen hat? Stehe auf der Bühne und bekomme meinen Chip, ein schon geiles Gefühl!

Die offiziellen Ergebnisse sind dann korrigiert, es gibt zwei 11. Plätze und keinen 12. Ah, das ist Glück in letzter Sekunde, es hätte ja auch sein können, das mein Mitplatzierter den Platz hätte holen können. Egal, ich habe meine Kreditkarte ruiniert und fahre nächstes Jahr nach Nizza!

Bild mit freundlicher Genehmigung von Redaktion | blog by triafreunde.com

Tom

Seit 15+ Jahre Triathlet und begeisterter Triathlon Coach. Zu meinen Erfolgen zählt das Finish von über 15 Triathlon Langdistanzen, davon 8 mit einer Zeit von unter 10h. Ich habe zahlreiche Olympische Distanzen teilweise mit Top 50 Platzierungen oder den Sieg in der Altersklasse belegt.

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